Das vierte Jahrzehnt in der Geschichte des Vereins brachte Höhe- und Tiefpunkte. Das nunmehr vorliegende Protokollbuch ll, beginnend mit einer Eintragung vom 25. März 1935, verleiht unserer Schilderung des Vereinslebens und der Ereignisse der damaligen Zeit mehr Authentizität.
lm Januar 1933 wurde Adolf Hitler, unumstrittener Führer der NSDAP, zum Kanzler ernannt, der 16. und letzte Kanzler der Weimarer Republik, von nun an gab es das Dritte Reich. Und nach dem
Tode des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg im August 1934 wurde Hitler auch noch Staatsoberhaupt und damit Alleinherrscher in Deutschland.
Vieles sollte sich ändern, auch für die Moorburger Schützen.
Und am Heldengedenktag fand jährlich ein „Opferschießen“ zu Gunsten des WHW (Winterhilfswerk) statt. Die Moorburger waren stolz darauf, zwischen 1934 und 1940 mit Erlösen von RM 150 - 500 pro Jahr im Kreisvergleich immer hervorragend abgeschnitten zu haben.
1934 zog der langjährige Vorsitzende des Vereins, der Schulleiter Otto Winckler, aus Moorburg fort und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Und 1935 wurde auf dem Schützenfest erstmals neben dem regulären König auch ein sogenannter „Volkskönig“ ausgeschossen. Es war Jonny Buck vom Burgweg.
1936 folgte ihm Walter Timmermann. Aber dann hat man diesen Wettbewerb wohl wieder einschlafen lassen, in späteren Protokollnotizen wird ein Volkskönig nicht mehr erwähnt.
1936 fanden in Berlin die Olympischen Spiele statt, zu denen auch eine kleine Abordnung der Moorburger Schützen als Gast geladen war.
Mit 33 Gold medaillen wurde Deutschland die erfolgreichste Nation dieser Spiele, das ganze Volk jubelte. Und 1938 schlugen die patriotischen Herzen auch der Moorburger hoch und höher
nach der Angliederung Österreichs und des Sudetenlandes an ein Großdeutsches Reich. Von der sogenannten „Kristallnacht“ im November 1938 mit der Zerstörung jüdischer Geschäfte und Synagogen
merkte man in Moorburg aber nicht viel.
Durch Modernisierung in der Landwirtschaft und eine beginnende Aufrüstung hatten die aus einer kleinen Werft hervor gegangenen Moorburger Trekkerwerke des S.K. Karl Ritscher Hochkonjunktur und gaben vielen Moorburgern einen sicheren Arbeitsplatz.
1939 wurde der Verein verpflichtet, sich eine Ausbildung der Schützen zum „Wehrsport“ als Ziel zu setzen, möglichst Scharfschützen heran zu bilden und sich der Schießausbildung der Jugend zusammen mit der Hitler-Jugend zu widmen. Eine Ausrichtung auf den Krieg zeichnete sich ab.
Und am 1.9.1939 war es dann soweit, der Krieg war da. 16 Moorburger Schützen wurden sofort zu den Waffen gerufen und eingezogen,
1940 trugen schon über 30 Schützenkameraden den Waffenrock der Deutschen Wehrmacht. Lebensmittel wurden rationiert, es gab Kleiderkarten und Verdunkelung.
Moorburg wurde in die Luftverteidigung Hamburgs einbezogen, Flak- und Scheinwerferbatterien wurden stationiert. Fesselballons sollten feindliche Anflüge verhindern, der Kommandeur
dieser Sparte war vorübergehend im Moorburger Pastorat einquartiert.
Trotzdem fielen schon 1940 die ersten Bomben und waren auch im Schützenverein die ersten Verluste durch Kriegseinwirkungen zu verzeichnen. Polnische und französische Kriegsgefangene ersetzten die fehlenden Kräfte in der Landwirtschaft.
Bis 1939 fanden auch noch die regulären Schützenfeste statt mit Umzügen, Festvviese bei Lohmann mit Kindervergnügen und Schützenball, an die sich einige der älteren Mitglieder heute noch gern erinnern. Nach Ausbruch des Krieges gab es aber keine Schützenfeste mehr.