1943 bis 1952

Wenn man heute auf die über 100-jährige Geschichte des Moorburger Schützenvereins zurückblickt, dann dürfte das Jahrzehnt von 1943-1952 das traurigste und düsterste gewesen sein. Einen Schützenbetrieb gab es nicht mehr, es gab auch keine Aufzeichnungen mehr in den Protokollbüchern, es gab nach in den ersten Kriegsjahren übenıvältigenden militärischen Siegen an allen Fronten jetzt  nur noch Rückschläge und Verluste. Die Schlacht um Stalingrad war verloren, aus dem Vormarsch im Osten wurde ein Rückzug. Das Afrika-Korps, unter  Feldmarschall Rommel anfangs erfolgreich, hatte kapituliert, der „totale Krieg“  war proklamiert. Bombenangriffe auf deutsche Städte, unter anderem auch auf  Hamburg, führten zu unvorstellbaren Zerstörungen.

ln Moorburg wurden Reservisten aus Zivilberufen heraus zur „Heimatflak“  herangezogen, sie gingen weiter ihren Berufen nach und saßen nachts an  Geschützen und Scheinwerfern. Jugendliche im Alter von 15 - 16 Jahren dienten als „Flakhelfer“*. Die Alliierten landeten in der Normandie, der Sturm auf die „Festung Europa“ hatte begonnen. Ein Attentat auf den Führer Adolf Hitler schlug fehl, mit teils grausamen Konsequenzen für „Andersdenkende“.

An einen militärischen Sieg war nicht mehr zu denken, trotzdem wurde der Krieg verbissen und verbohrt weiter geführt bis zur bedingungslosen Kapitulation im  Mai 1945. Gerade diese letzten, sinnlosen Kriegsmonate haben auch in  Moorburg noch zu schmerzlichen Verlusten geführt. Hitler selbst und andere  Nazi-Größen hatten sich der Verantwortung durch Selbstmord entzogen.

Rund 150 Moorburger, Soldaten und Zivilisten, mussten im Krieg ihr Leben lassen, viele weitere waren verwundet worden oder in Gefangenschaft geraten,viele Häuser waren zerstört, als Anfang Mai 1945 englische Truppen in Hamburg einrückten und ein Ende der Kampfhandlungen verkündet werden konnte. Damit war aber noch lange kein normales, friedliches Leben wieder eingekehrt.
Die Versorgung war zusammen gebrochen, die Schulen waren geschlossen, unter der britischen Militärregierung kam es erst langsam wieder zu einer gewissen Normalisierung.

Lebensmittel und sonstige Dinge des täglichen Bedarfs wurden immer knapper, es entwickelte sich ein Schwarzmarkt. Die „Entnaziflzierung“, also die Säuberung der Verwaltung von Nazi-Elementen, traf manchen Unschuldigen und ließ manchen Schuldigen laufen.

Von ihrer politischen Verantwortung in der Vergangenheit wollten in diesen Jahren die wenigsten etwas wissen. Spürbar war aber ein eiserner Wille, wieder aufzubauen, was der Krieg zerstört hatte, und dabei entwickelten sich ungeahnte Energien und Fähigkeiten zur Improvisation.

Formell wurde der Schützenverein 1946 im Juli durch Verfügung der Militärregierung aufgelöst. Die Waffen waren eingezogen oder irgendwie „verschwunden“, Schießstand und Vereinslokal zerstört, unter den Verlusten in der Moorburger Bevölkerung waren auch viele Schützen. Erst 1952 dachte man wieder an ein Aufleben des Vereins und alter Traditionen. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg.

1948 gab es die Währungsreform. Und mit der D-Mark gab es einen spürbaren  Wandel. Man hatte wieder Vertrauen in die Zukunft und in die Stabilität des  Geldes gefasst. Der Schwarzmarkt trat in den Hintergrund, in den Schulen wurde  wieder regelmäßig unterrichtet, Sportvereine waren wieder aktiv, das kulturelle  Leben hatte sich nach dem Kriege wieder erholt, die „Moorborger Speeldeel“  machte von sich reden.

Aus den drei westlichen Besatzungszonen wurde 1949  die Bundesrepublik Deutschland. Es ging überall aufwärts.

 

Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass der langjährige Vereinsführer der  Moorburger Schützen, Rudolf Müller, zusammen mit seiner Frau im Oktober  1950 auf tragische Weise aus dem Leben schied.
Der Moorburger Schützenverein sah es als Ehrenpflicht, das Grab des Ehepaares Müller, die keine Nachkommen hatten, auf dem Moorburger Friedhof in Pflege zu nehmen.

1952 erschien erstmals die „Bild-Zeitung“, wurden in Hamburg die Hochhäuser  am Grindel gebaut und der ZOB nahm seinen Betrieb auf, das Fernsehen ging  auf Sendung.

Und in Moorburg gab es im August einen Aufruf zu einer  Versammlung, um über die Zukunft des Vereins zu entscheiden. Auf dieser Versammlung im Lokal von Heinrich Stubbe beschlossen die 29 anwesenden  Mitglieder, eine Kommission mit der Untersuchung der Frage zu beauftragen:

Soll der Verein in der alten Tradition wieder aufleben? Schließlich gab es keine Waffen und keinen Schießstand mehr.

 

Diese Kommission aus Hermann Brockmann, Edgar Pinkenburg, Hermann Schmidt und Walter Timmermann, machte sich an die Arbeit mit dem Ergebnis, dass auf einer Generalversammlung am 6.9.1952 das Weiterbestehen des Vereins beschlossen wurde.
Ein neuer Vorstand wurde gewählt:

 

Friedrich Versemann, 1. Vorsitzender
Peter Lohmann sen., 2. Vorsitzender
Robert Tödter, 1. Schriftführer
Heinz Pinkenburg, 2. Schriftführer
Hermann Brockmann, Rechnungsführer

 

Zum Kommandeur wurde Georg Wente gewählt, als Adjutant wurde ihm
Walter Stubbe zugestellt. Der Jahresbeitrag wurde auf DM 9 pro Jahr festgelegt,  Mitglieder mit einer Vereinszugehörigkeit von über 45 Jahren wurden  Ehrenmitglieder.
Das waren mit den Schützenbrüdern Heinrich Bremer,
Karl Hubert, Heinrich Maak, Friedrich Versemann, Heinrich Wiegel,
Hermann Wiegel und Georg Wente noch ein beachtliches Team von Senioren.

Schützenkönige 1943 bis 1952

Es sollte 1953 auch wieder ein Schützenfest geben, die Platzfrage konnte noch nicht endgültig geklärt werden, es zeichnete sich aber schon ab, dass ein Stand  auf dem Gelände der Gaststätte „Zum alten Moorkathen“ errichtet werden soll.

 

Es gibt im Anfang viele offene Fragen und organisatorische Probleme, die  Waffen, die Uniformen, der Spielmannszug, Die oben genannte Kommission  zusammen mit dem neuen Vorstand spuckten aber in die Hände und packten es An, so dass 1953 tatsächlich wieder ein Schützenfest nach alter Sitte stattflnden  konnte.